Grundsätzlich ist eines vorwegzuschicken: Es gibt in Bezug auf die Wirkung des Tapings keinen Unterschied, ob wir auf die nackte Haut eines Menschen, das Fell eines Tieres „kleben“. Aus diesem Grund möchte sich dieser Beitrag nun ganz grundsätzlich mit der Frage beschäftigen, ob und wie das Kinesiologische Taping auch bei Hunden funktioniert.
Zunächst deshalb auch direkt die Antwort: Ja, auch Hunde profitieren in vielen Fällen von einer Behandlung mit dem Tape!
Allerdings sollte das Fell des Tieres vor der Anlage möglichst frei von Dreck, Staub und losen Haaren sein. Den Hund vorab gründlich auszubürsten ist deshalb unerlässlich. Es kann sogar sinnvoll sein, den Hund einige Zeit vorher mit einer pH-neutralen Seife zu waschen, um überschüssiges Fett und Schmutz aus dem Fell zu entfernen. Bis zur Anlage muss das Fell jedoch wieder trocken sein.
Hat ein Hund sehr langes oder krauses Fell, kann dies allerdings die Tape-Anlage beeinträchtigen und die Wirkung einschränken oder gar aufheben. Das Fell darf nur gerade so lang sein, dass noch genügend Spannung zwischen der Haut und dem Tape entstehen kann und muss deshalb eventuell (nach Absprache) vor der Anlage gekürzt werden. Ideal ist eine Felllänge von nicht mehr als 1-2 cm.
Am häufigsten kommt in der Hunde-Praxis wahrscheinlich die Muskeltechnik zum Einsatz, die wirklich sehr vielfältig genutzt werden kann. Bei einer Muskeltechnik erfolgt die Anlage der Basis immer in Neutralposition. Der Muskel und das umgebende Gewebe werden danach in eine Vordehnung gebracht. Im Anschluss daran können die Zügel ohne Vorspannung auf den Körper aufgeklebt werden.
Werden Muskel und Gewebe daraufhin wieder in die Neutralposition gebracht, zeigen sich die typischen „Convolutions“ (das sind wellenartige Falten, welche die Haut nach oben ziehen und bei Bewegung wie eine Art „Mikromassage“ fungieren).
Gut geeignet ist diese Technik vor allem bei Muskelproblemen, wie z.B. Verspannungen. Dies möchte ich gerne in einem Beispiel verdeutlichen:
Ein Hund zeigt nach einer sportlichen Überanstrengung bei Palpation der Rückenmuskulatur deutliche Schmerzreaktionen. Mit den Fingern können die Verhärtungen der Muskeln deutlich erfühlt werden. Anderweitige Verletzungen können ausgeschlossen werden. Zunächst erfolgen eine Wärmeanwendung sowie eine sanfte Lockerungsmassage. Zur weiteren Entspannung und auch Normotonisierung der Muskulatur wird nun ein I-Tape links und rechts von der Wirbelsäule im Verlauf des langen Rückenmuskels angebracht. Mit Hilfe des Tapes kann die Haut und das Muskelgewebe darunter nun besser durchblutet und gelockert werden.
Das Tape führt also bis zum nächsten Behandlungstermin in gewisser Weise die Arbeit weiter, die zuvor die Hände des Therapeuten durchgeführt haben. In den meisten Fällen zeigen sich die positiven Effekte auch gleich im Verhalten des Hundes und in einer verbesserten Mobilität.
Zeigt der Hund jedoch, dass ihm die Anlage unangenehm ist, müssen der gewählte Anlageort und die gewählte Technik noch einmal überprüft und angepasst werden.
Wie lange das Tape dabei am Hund verbleibt, ist übrigens recht unterschiedlich und kann nicht genau vorhergesagt werden. Die Haltbarkeit kann zwischen einem Tag bis hin zu mehreren Tagen variieren und hängt unter anderem auch vom Verhalten des Hundes ab. Dass der Hund sich z.B. wälzt oder kratzt, können wir nicht vollständig verhindern, kann aber die Haltbarkeit beeinträchtigen. Weitere Faktoren, die Einfluss auf die Haltbarkeit haben, sind die Vorbereitung, wie gut die Technik ausgeführt wurde und auch die Qualität des Tape-Materials.
Die Anlage wird so oft wiederholt oder angepasst, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wurde.