„Einmal Scheren bitte!?“ – Wie lang darf eigentlich das Fell für das Taping sein?

Beim kinesiologischen Taping bei Tieren ist die Länge des Fells ein wichtiger Faktor. Beim Menschen muss das Tape schließlich direkt auf der Haut haften, um effektiv zu sein.
Geht es um Tieren, betrachten wir dann dichtes, enganliegendes Fell aber wie die Haut. Das Tape wird auf das glatte Haar aufgeklebt, um dann seine Wirkung zu entfalten.
Tape wirkt über gewisse mechanische Reize:
Das Tape übt beim Aufkleben eine leichte Zugwirkung aus, die die darunterliegenden Gewebeschichten, einschließlich Haut, Faszien und Muskeln, beeinflussen kann. Selbst wenn das Tape auf dem Fell klebt, können Bewegungen des Tieres dazu führen, dass diese Zug- und Druckreize über die Haarwurzeln in die tieferen Gewebeschichten übertragen werden.

Tape wirkt über sensorische Stimulation:
Die Haarwurzeln sind reich an Nervenenden und können auf Reize reagieren. Wenn das Tape das Fell bewegt oder Druck ausübt, werden diese sensorischen Reize wahrgenommen und an das Nervensystem weitergeleitet. Dies kann die Durchblutung fördern, Verspannungen lösen oder die Schmerzempfindung beeinflussen.
Tape wirkt über Haut-Fell-Interaktion:
Das Tape regt die Durchblutung an, fördert vor allem mit Hilfe von z.B. Lymphfächern den Lymphfluss und kann den Druck auf schmerzempfindliche Strukturen reduzieren.
Aber, es gibt auch Einschränkungen der Wirkung über Fell!
Die Effektivität des Tapes nimmt leider mit der Länge und Dichte des Fells ab, da die direkte Übertragung auf die Haut und das Gewebe eingeschränkt wird. Betroffen sind dann also viele Hunderassen mit entsprechender Fellbeschaffenheit und Länge, aber auch einige wenige Pferderassen. Bei Pferden kann eher ein ausgeprägtes Winterfell oder die Fellbeschaffenheit bei bestimmten Erkrankungen, wie z.B. Cushing, problematisch sein.
Deshalb wird oft empfohlen, das Fell im Bedarfsfall an den zu behandelnden Stellen zu kürzen, um die Wirkung zu maximieren. Aber: bis auf die Haut rasieren ist damit nicht gemeint! In der Praxis hat sich gezeigt, dass Fell von bis zu 2 cm Länge ideal ist. Ab einer Länge von 4-5 cm nehmen die oben genannten Effekte merklich ab und es ergibt sich meist nur noch eine leichte sensorische Stimulation. Auch krauses oder gelocktes Fell eignet sich übrigens kaum für das Taping.
