Wenn der Kopf verrückt spielt – Headshaking beim Pferd

Headshaking heißt in der Fachsprache „idiopathische Kopfschütteln“ und beschreibt das plötzliche Auf- und Abschlagen des Kopfes, Niesen und Schnauben als würde ein Fremdkörper in der Nase stecken, sowie das Reiben der Nase an den Beinen.

Die Symptome treten vermehrt bei grellem Sonnenlicht und Wärme auf, Arbeit und Stress, Pollenflug, Wind oder Insekten. In den meisten Fällen ist aber das Licht die Ursache (sog. „photoic headshaking“).

Für das saisonbedingte Auftreten verantwortlich ist das von der Hirnanhangsdrüse abhängige, vom Tageslicht produzierte Melatonin.

Andere Ursachen sind Reizungen des Gesichtsnervs (Trigeminus), gesundheitliche Störungen wie z.B. im Außen-, Mittel- oder Innenohr, der Augen, Zähne etc.

Die „einfachsten“ Auslöser können auch unpassendes Sattel- oder Zaumzeug sein (z.B. ein zu eng verschnallter Nasenriemen oder ein kneifender Sattel) oder das Metall des Gebisses wird nicht vertragen. Dann steht die Symptomatik aber meist auch in direktem Zusammenhang mit dem Sattel oder Trensen.

Beim Headshaking handelt es sich also im Normalfall nicht um eine Verhaltensstörung, sondern um eine wirkliche Erkrankung.

Untersuchungen, die für eine Ursachen-Diagnose zu empfehlen sind:

  • Allergietest
  • Gebiss und Maulhöhle
  • Augenuntersuchung
  • Gehörgang
  • Luftsack endoskopisch
  • Nasengänge und obere Atemwege endoskopisch
  • Kiefergelenk röntgenologisch
  • Schädel und obere Halswirbelsäule röntgenologisch
  • Anästhesie des N. infraorbitalis
  • Computertomografie oder MRI des Kopfes

Herpesinfektionen mit EHV -1 Viren kann ursächlich beteiligt sind. Herpesviren „verstecken“ sich in den Nervenzellen vor der Immunabwehr des Körpers. Eventuell führt Stress und / oder zunehmender Wärme durch Arbeit oder Umgebungstemperatur dazu, dass diese Viren ihre Aktivität entfalten und es im Gehirn zu einer vermehrten Reizbarkeit.

Grundsätzliche Therapieansätze:

  • Haltung optimieren
  • Möglichst staub- und sporenfrei aufstallen und füttern (z.B. ein Schuss Apfelessig über dem Futter wirkt keimtötend)
  • Auf Störfelder hin untersuchen (z.B. Hochspannungsmaste etc.)
  • Sattel und Trense auf Passgenauigkeit hin überprüfen lassen
  • Evtl. Nasenriemen an der Trense entfernen
  • Sollte es sich um eine chronische Entzündung der Nasenschleimhaut handeln, dann können Wärme, Pollen und Staub stark reizend wirken, deshalb Auslöser meiden
  • Stress vermeiden
  • Beim Reiten bzw. der Arbeit Nüsternmaske oder komplette Gesichtsmaske verwenden
  • Verschiedene Homöopathika können die Symptome und das Allgemeinbefinden verbessern
  • Beruhigende Futterzusätze wie Magnesium oder Baldrian können versucht werden

Das Kinesiologische Taping ist zudem eine gute Möglichkeit, um einen Behandlungsversuch am Pferd zu starten, vor allem, wenn der Trigeminus ursächlich eine Rolle spielt.

Verwenden wird dazu eine spezielle Nervenanlage. Dazu wird der Trigeminus-Nerv beidseitig zwischen den Y-Zügel des Tapes eingerahmt. Diese Tapeanlage hat einen beruhigenden Effekt und kann die Symptome lindern.

Erstaunlicherweise lassen sich übrigens auch oft solche Pferde diese Tapeanlage entspannt gefallen, die sich sonst nicht gerne am Kopf anfassen lassen. Wichtig ist jedoch, dabei mit viel Ruhe vorzugehen und das Material evenuell vorher in Ruhe begutachten und beschnuppern zu lassen.

Tipp: Muss man die Haltbarkeit mit Kleber verbessern, dann den Sprühkleber am besten zuvor selbst in die Hände sprühen und dann das Gesicht des Pferdes damit vorsichtig abstreichen.

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